„Papier ist geduldig. Diese Redewendung darf man gern wörtlich nehmen. Papier ist geduldig, denn wenn es bedruckt wurde, trägt es seine Informationen für alle Zeit. […] Ein Buch, ein Magazin, eine Zeitung auf Papier aber bleibt bestehen. Papier macht Informationen, Entwicklungen, Debatten über einen unbegrenzten Zeitraum transparent. Es hat nicht nur Speicherplatz, sondern ein Gedächtnis. […] Papier ist für mich keine lästige Notwendigkeit, sondern etwas zutiefst Sinnliches.
Papier hat Geruch.
Papier hat Aura. […]
Auf Papier Gedrucktes ist ein alle Sinne ansprechendes Erlebnis.“ – Gerhard Steidl (64, Verleger, Drucker und Gestalter; Zitat aus dem Zeitmagazin No 42, 15. Oktober 2015)
Diese Hommage an das Papier von Gerhard Steidl, der übrigens auch mit Günter Grass zusammen gearbeitet hat und bis heute noch mit Karl Lagerfeld arbeitet, kam mir beim Dekorieren und Umräumen wieder in die Finger und sie passt ganz gut. Zum heutigen Türchen. Zu meiner Arbeit, meiner Paperwork. Meiner Bastelvorliebe für Papier. Und aus diesem Grund gibt es heute wieder eine Idee mit Papier, ganz konkret mit bedrucktem Papier, mit Zeitungspapier.
Altes wird zu neuem Leben entfacht
Die Technik kommt aus frühen Kindertagen, in denen man noch viel und gerne gebastelt hat und gerade diese Technik in aller Munde war. Es wurde gekleistert und Schnipsel für Schnipsel eingepinselt und aufgetragen: Ja, heute dreht sich alles um Pappmaché. Und meine kleine Geschenkidee für das 9. Türchen ist auch ein Wiederaufleben einer alten, längst vergessenen Variante. Wenn ihr noch für eine Freundin, die Schwester oder Mutter ein Geschenk braucht und sie immer auf der Suche nach einem guten Platz für ihre Schlüssel, den Kleinkram oder Schmuck ist, dann habe ich die Lösung: Schalen aus Pappmaché.
Materialliste für das DIY-Projekt
- Kleister (kann man auch selbst herstellen: Anleitung gibt es natürlich dazu)
- Zeitungspapier
- Luftballons
- evtl. weißes Papier
- Pinsel
- Farbe
- Acryllack
Als Erstes kochen wir uns schnell unseren eigenen Kleister, so können wir uns den Weg zum Baumarkt sparen und das Geld dafür auch, denn alles was wir dafür benötigen, ist in jedem Haushalt vorhanden. Wir mischen 500ml Wasser mit 150 g Mehl, rühren das glatt und bringen die Mischung auf dem Herd zum Kochen. Dabei fleißig umrühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Sobald die Flüssigkeit aufgekocht ist und der Kleister die passende Konsistenz hat (sonst weiteres Wasser oder Mehl hinzufügen), können wir das Ganze vom Herd nehmen und am besten schon in ein verschließbares Gefäß umfüllen und abkühlen lassen. Am besten eignen sich alte Marmeladengläser oder Ähnliches. Sobald der Kleister kalt ist können wir mit dem Basteln beginnen. Im Kühlschrank hält sich der Kleister verschlossen etwa 10-14 Tage.
DIY-Anleitung für Kunstwerke aus Papier
Die Luftballons blasen wir so stark auf, dass wir die gewünschte Größe für unsere Schalen bekommen (kleine Schalen = wenig Luft, große Schalen = viel Luft). Ich habe immer Sets aus drei Schalen gemacht, die sich von der Größe ähneln, aber nicht exakt gleich groß sind, sodass man sie gut zusammen arrangieren kann und das Ganze durch die verschiedenen Größen interessanter aussieht. Sobald die Luftballons aufgeblasen sind, gut verknoten, damit die Luft drin bleibt. Dann reißen wir die Zeitung in kleine Schnipsel, für runde Gefäße eignen sich kleine Schnipsel am besten, da sich so Rundungen leichter formen lassen.
Feinarbeit mit Papier und Kleister
Zuerst pinseln wir dann den Ballon mit Kleister ein und tragen dann Stück für Stück einen Papierschnipsel nach dem anderen auf und immer wieder mit Kleister einstreichen, damit alles gut aneinander haftet. Wie bauchig oder flach die Schalen werden sollen, entscheidet ihr, indem ihr den Rand weiter hoch macht oder flach lasst. Mehrere Schichten übereinander auftragen und wer möchte, kann die letzten zwei Schichten in weißem Papier auftragen, sodass man eine gleichmäßige Grundierung sozusagen hat. Ich habe mich gegen weißes Papier entschieden, da ich es besonders charmant finde, dass man das Zeitungspapier durchsieht und die Schalen so ein bisschen Vintage wirken. Wenn die letzte Schicht aufgetragen ist, muss das ganze am besten über Nacht gut trocknen. Nach dem Trocknen kann man den Luftballon entfernen, also aufstechen und dann entsorgen. Die Schale dürfte jetzt ausgehärtet, stabil und trocken sein.
Farbe für die neuen Pappschalen
Nun können wir sie nach Belieben anmalen und die Ränder etwas beschneiden. Ich habe die Schalen von einer Seite mit kupferfarbenem Acryllack besprüht und die andere Seite mit einer weißen Acrylfarbe und viel Wasser lasiert, sodass man das Zeitungspapier noch erkennen kann. Wer mag, kann die Schalen aber auch deckend bemalen und Muster wie Tupfen oder Linien aufmalen. Danach die Schalen nochmals trocknen lassen und gegebenenfalls die Farbe fixieren. Wer die Schalen für Lebensmittel verwenden möchte, sollte zudem einen entsprechenden Klarlack auftragen. Zum Verschenken können wir die Pappmaché-Schalen jetzt noch mit einer Serviette auslegen und mit Plätzchen befüllen oder mit anderen Kleinigkeiten. So einfach und schnell hat man ein schönes und praktisches Geschenk, dass zudem recycelbar ist. Vielleicht habt ihr damit schon ein Geschenk weniger, dass ihr euch noch überlegen müsst.
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